Maitri III am Start
Wir freuen uns, dass das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im März der Projektförderung für die Fortsetzung und Erweiterung des Maitri-Netzwerks zugestimmt hat!
Das Sanskrit-Wort Maitri übersetzt sich als liebende Güte, Mitgefühl oder bedingungslose Freundlichkeit.
Das Maitri-Netzwerk ist also ein Zusammenschluss von Organisationen und Menschen, die Überlebenden von Gewalt bedingungslos unterstützend und liebevoll zur Seite stehen möchten.
Um die Nachhaltigkeit der Arbeit des Maitri-Netzwerks zu gewährleisten, hat Maitri in den letzten Jahren die Gründung und das Wachstum von Basisorganisationen unterstützt, die von Überlebenden geführt werden. Sie sind zu einem Netzwerk herangewachsen und unterstützen die Prävention von Gewalt gegen Frauen und Kinder. Jan Sahas, unsere indische Partnerorganisation, hat ein nationales Forum von rund 5.000 Überlebenden im ganzen Land zum „Survivors’ Forum“ entwickelt. Dieses von Überlebenden geleitete Forum setzt sich auf nationaler Ebene für eine Stärkung der politischen Maßnahmen ein, um angemessen auf die Herausforderungen zu reagieren, mit denen Frauen und Mädchen bei Gewalterfahrungen vor Ort konfrontiert sind.
Das neue Maitri-Projekt ist am 1. Mai 2024 gestartet und läuft bis Ende Juni 2028.
Die Projektregionen umfassen sieben indische Bundesstaaten: Madhya Pradesh, Uttar Pradesh, Rajasthan, Chhattisgarh, Maharashtra, Odisha, Tamil Nadu.
72.222 Menschen als direkte Zielgruppe sollen erreicht werden.
Der ganzheitliche Ansatz, der sich auch schon im Vorläuferprojekt bewährt hat, wird fortgesetzt:
Prävention von Gewalt
Reaktion in Form von juristischer Unterstützung der Überlebenden bei Ereignissen von Gewalt
Rehabilitationsmaßnahmen für Überlebende
Reform der staatlichen und gesellschaftlichen Strukturen und Verhaltensweisen.
Netzwerkarbeit ermöglicht mehr
Einfluss und Gehör
Durch das Anwaltsnetzwerk des Maitri-Projekts können die Überlebenden eine Entschädigung beantragen. Dass es ein Entschädigungsprogramm für Überlebende durch die Regierung gibt, wissen die Überlebenden meist nicht und alleine würden sie es nicht schaffen, die nervenzehrende Beantragung vorzunehmen.
Überlebende Frauen, die durch das Maitri-Netzwerk Unterstützung erhielten, berichteten, dass sie zuvor sehr verzweifelt waren; einige hatten sogar daran gedacht, ihr Leben zu beenden.
Eine Überlebende aus Uttar Pradesh sagte: „Ich habe Hilfe bekommen, die rechtlichen Probleme zu bewältigen. Der öffentliche Anwalt hat meinen Fall falsch behandelt; durch das Eingreifen der Maitri-Mitarbeiterin konnte ich Gerechtigkeit erfahren.“ Ein anderer sagte: „Ohne die Unterstützung der Maitri-Beraterin hätte ich meine Ausbildung abgebrochen; ich hätte es nicht geschafft, sie zu Ende zu bringen.“
Maitri verstärkt die Prävention
Die Stärke der patriarchalischen Normen wurde in der Basisstudie von Jan Sahas, unserer indischen Partnerorganisation, als eine der Hauptursachen für sexuelle Gewalt in Indien identifiziert. In den Gemeinden, in denen das Maitri-Projekt regelmäßige Treffen von Frauen- und Männergruppen organisiert hat, hat sich die Situation verändert. Teilnehmerinnen der Gruppentreffen berichten, dass sie früher nicht in der Lage waren, in einer Versammlung vor anderen zu sprechen, nun können sie selbstbewusst zum Ausdruck bringen, was sie bewegt und was sie denken. Auch durften sie zuvor das Haus nicht alleine verlassen.
Eine Frau in Uttar Pradesh sagt: „Dass wir nun nicht mehr zuhause eingesperrt sind, ist eine sehr wichtige Veränderung. Früher mussten wir heimlich rausgehen, wenn wir uns mit anderen Frauen treffen wollten. Jetzt haben wir keine Angst mehr, uns frei zu bewegen und fühlen uns nicht mehr von unseren Familienmitgliedern kontrolliert. Die Frauengruppe und die Maitri-Beraterin hat uns gestärkt. Dadurch konnten wir Selbstvertrauen gewinnen und in unseren Familien Veränderungen bewirken.“
Eine Frau aus Maharashtra sagt: „Von Geburt an wurde uns gesagt, dass Frauen und Mädchen alles ertragen müssen – wir haben nie in Erwägung gezogen, dass wir dagegen angehen können oder eine Chance haben, diese Situation zu beenden; wir dachten, wir müssen einfach alles stillschweigend hinnehmen – auch wenn es zu Gewalterfahrungen kam. Jetzt habe ich gelernt, dass wir das nicht hinnehmen müssen, sondern dass wir das Recht haben, uns zur Wehr zu setzen. Die Gruppe stärkt uns, aber wir haben auch gelernt, uns nicht nur auf andere zu verlassen, sondern auch auf uns selbst.“
Frauen, die an Maitri-Gruppen teilgenommen haben, verändern in ihren Familien oftmals die Geschlechternormen, indem sie die Hausarbeit auch an die männlichen Kinder delegieren. Manche Frauen beziehen nun sogar ihre Ehemänner in die Hausarbeit mit ein.