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Armut in Indien

Indien ist mittlerweile eine der größten Volkswirtschaften der Welt. Doch von dieser positiven Entwicklung profitieren noch längst nicht alle der 1.3 Milliarden Menschen auf dem Subkontinent.

Armut in Indien ist allgegenwärtig. Über 22 % der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze, 16 % gelten als arm, weitere 18 % sind stark gefährdet, in Armut zu gelangen. Nur 12 % der Bevölkerung Indiens arbeiten überhaupt in formeller Beschäftigung mit Zugang zu Rente und Krankenversicherung. Besonders betroffen von Armut in Indien sind die Menschen in ländlichen Gebieten, aus unteren Kasten und insbesondere Kinder und Frauen. In Indien lebt die höchste Zahl armer Kinder weltweit (97 Millionen, oder 21,8 Prozent der Kinder Kinder im Alter von 0-17 Jahren).

Kinder in Indien sollen ohne Armut aufwachsen

97 Millionen
In Indien lebt die höchste Zahl armer Kinder weltweit (97 Millionen, oder 21,8 Prozent der Kinder Kinder im Alter von 0-17 Jahren).

Was Armut in Indien bedeutet

Um herauszufinden, wie Armut Menschen konkret in ihrem Leben beeinträchtigt, betrachtet das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen seit einigen Jahren verschiedene Dimensionen von Armut. Neben dem Einkommen werden auch der Zugang zu Bildung, einer sicheren Unterkunft, Sanitärversorgung, Elektrizität und vieles mehr betrachtet. In Indien mangelt es den Armen vor allem an Nahrung, Brennstoff zum Kochen, sanitären Einrichtungen und Wohnraum. Im benachbarten Bangladesch sind diese ebenfalls die Hauptprobleme der armen Bevölkerung. In Indien gibt es außerdem eine weltweit außergewöhnliche Situation: Haushalte, die von Frauen geführt werden, sind ärmer. Eine Ursache dafür könnte sein, dass Arbeitgeber Frauen diskriminieren und ihnen schlechtere Löhne zahlen oder besser bezahlte Stellen nicht mit Frauen besetzen. Eine andere Erklärung ist, dass oft nicht ausreichend in die Bildung von Mädchen investiert wird und sie dann auch weniger gut für bestimmte Berufe qualifiziert sind.

Nachhaltiger Gemüseanbau ist ein neuer Lebenserwerb für die Frauen

Ein Weg aus der Armut - Nachhaltiger Lebenserwerb

Nachhaltiger Lebenserwerb bedenkt Entwicklungs- und Umweltfragen gleichermaßen. Ziel ist es, insbesondere die Lebensgrundlagen gefährdeter Bevölkerungsgruppen nachhaltig und zukunftsfähig zu sichern. Neben der ökonomischen spielt auch die soziale Ausgrenzung eine Rolle. Gleichberechtigter Zugang zu Einkommensmöglichkeiten steht im Mittelpunkt. 

Die Arbeit von Karuna Deutschland mit Dalits (früher als Unberührbare bezeichnet) und Stammesbevölkerung in Indien konzentriert sich seit Jahren auf besonders gefährdete und ausgegrenzte Gruppen. Im Bundesstaat Bihar in Indien widmet sich eines unserer Projekte den Unterkasten der “Musafar” und “Dom”. Beide Gruppen werden traditionell diskriminiert und für Arbeiten wie das Reinigen von Latrinen und Toiletten - von Hand - und das Fangen von Ratten auf den Feldern ausgebeutet. Aus Mangel an Nahrung haben die Musahar die Ratten früher auch verzehrt und werden daher teilweise immer noch als “Rattenfresser” bezeichnet. Unsere Projektpartner schulen diese Menschen in nachhaltigem Gemüsebau, Bambusverarbeitung und Ziegenhaltung und unterstützen sie beim Aufbau von Absatzmöglichkeiten. Ein weiteres Projekt im indischen Bundesstaat Tamil Nadu fördert die Herstellung von sogenannten “Earth Blocks”, umweltfreundlichen Ziegelsteinen aus gepresster Erde. Früher konnten die Teilnehmenden im Projekt nur als Tagelöhner arbeiten, das war stets unsicher und bedeutete oft gar kein Einkommen. Jetzt stellen sie gemeinsam Ziegel her und verkaufen sie an lokale Bauunternehmer. 

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Wie wir nachhaltigen Lebenserwerb fördern

Rauecherstaebchen produzieren gegen die Armut in Indien

Nachhaltiger Lebenserwerb spielt in fast allen unseren Projekten eine Rolle. Denn kein sozialer Missstand kann unabhängig betrachtet werden. Bildung ist von der wirtschaftlichen Situation abhängig, ebenso wie Gesundheit. Um Bildung und Sensibilisierung zu ermöglichen, zum Beispiel gegen Diskriminierung von unteren Kasten und Frauen, ist auch Unterstützung beim Lebenserwerb notwendig, zum Beispiel für Mütter, die bisher kein Einkommen generieren können. 

  • Wir schulen Menschen, die keine Berufsausbildung haben, in der Produktion von Gütern, die sie gewinnbringend verkaufen können, wie z.B. Gegenstände aus Bambus, Kleidung oder umweltfreundliche Ziegel. Frauen lernen das Schneiderhandwerk oder stellen Waschpulver oder Gewürze her. Sie erlernen Fähigkeiten, die sie selbstständig einsetzen können. Durch Selbstständigkeit oder Zusammenschluss in Kooperativen sind sie am gesamten Gewinn der Produktion beteiligt. Durch die neu erlernten Fähigkeiten gewinnen viele auch neues Selbstbewusstsein und nehmen ihr Leben in die eigenen Hände.

  • In unserem Projekt zur Anpassung an den Klimawandel im Flussdelta des Ganges und Brahmaputra (Indien und Bangladesch) braucht es eine alternative Lebensgrundlage. Holz aus den Mangroven wird oft als Brenn- oder Bauholz verwendet. Die Abholzung der Mangrovenwälder ist jedoch ein Hauptgrund für zunehmende Überschwemmungen. Anstelle von Abholzung setzt sich unser Projekt für nachhaltige Landwirtschaft als Alternative ein. Auch in anderen Projekten fördern wir nachhaltigen Gemüseanbau, der Familien finanziell unabhängiger macht.

  • Die Zusammenarbeit mit lokalen Behörden ist unerlässlich. Nur mit ihrer Unterstützung können wir Netzwerke aufbauen und Kampagnen durchführen, die zum Beispiel nachhaltige Landwirtschaft fördern. Unsere Partner führen auch Workshops und Trainings für Mitarbeiter:innen und Beamt:innen durch, die nachhaltige Wege der Entwicklung aufzeigen. 

ROUSHAN ARA’S GESCHICHTE

Im Flussdelta überleben

Roushan Ara ist eine 41-jährige Dorfbewohnerin in Sonargaon Upazila im Bezirk Narayanganj, Bangladesch. Als Witwe, die für ihre beiden Söhne und ihre alternde Schwiegermutter verantwortlich ist, hat sie viele Aufgaben zu bewältigen. Die Landwirtschaft ist ihre einzige Einkommensquelle, der sie ihre ganze Zeit und Energie widmet, während ihre beiden Söhne als Tagelöhner arbeiten. Sie hat 0,25 Hektar Land, das sie bewirtschaftet. Durch die Lage im Flussdelta ist dieses immer stärker gefährdet. Sie hat an den von unserer Partnerorganisation Pragya Solutions organisierten Schulungen zu klima-angepasster Landwirtschaft teilgenommen und wendet die erlernten Techniken nun auf ihrem Feld an.

Die Geschichte dieser Frau ist ein tolles Beispiel für Nachhaltigen Lebenserwerb.
Anführungsstriche

Durch die Schulungen habe ich Anbaumethoden erlernt, die meine Feldfrüchte weniger anfällig für Überschwemmungen machen.

Vor den Schulungen hatte Roushan ihre Feldern nach den traditionellen landwirtschaftlichen Methoden bestellt. Dies ist aber angesichts der zunehmenden Störungen wie Überschwemmungen und Staunässe nicht mehr effizient. In den Schulungen lernte sie hochwasser-tolerante Pflanzen und den Gemüseanbau in schwimmenden Beeten kennen. Sie bekam Tipps zur Nachhaltigkeit und zu vielen anderen wichtigen Aspekten verbesserter landwirtschaftlicher Verfahren. Jetzt wendet sie das Gelernte auf ihrem Feld an, was zu besseren Erträgen als in früheren Jahren führt. Roushan Ara baut jetzt Bitterkürbis, Flaschenkürbis und grüne Chilis an, die resistent gegen Überschwemmung sind und einen höheren Ertrag liefern. Mit der richtigen Pflanzensorte und den richtigen Marktkontakten konnte sie ihren Lebensstandard verbessern und ist nun optimistisch, was ihre landwirtschaftlichen Ambitionen angeht. 

"Durch die Schulungen habe ich Anbaumethoden erlernt, die meine Feldfrüchte weniger anfällig für Überschwemmungen machen. Ich muss nicht mehr fürchten, meine ganze Ernte zu verlieren", sagte Roushan Ara. 

Lebenserwerb Projekte

Spende für nachhaltigen Lebenserwerb

Mit 50 € können wir eine Trainerin ausbilden, die die regelmäßigen Treffen von Selbsthilfegruppen leitet. 100 € kostet es, einen Trainingstag in angepasster Landwirtschaft durchzuführen. Mit 25 € können wir angepasstes Saatgut zur Verfügung stellen.

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